Der Verein der Northeimer Landsknechte wurde am 19.03.1999 von Peter, Helga und Michael Riedel, Rosi Gryga, Wolfgang Scholer und Verena Rebelski gegründet und zählt
zurzeit (Juni 2024) 31 Mitglieder. Nach kurzer Zeit schon konnte die Gemeinnützigkeit festgestellt werden.
Aufgrund der Geschichte die Northeim in den Wirren des Dreißigjährigen Krieges spielte, haben es sich die Mitglieder zur Aufgabe gemacht historische Begebenheiten nachzustellen und dafür Sorge zu tragen, dass die Geschehnisse nicht in Vergessenheit geraten.
Seitdem bauen die Northeimer Landsknechte e.V. zu jedem Klostermarkt ihr Feldlager auf, eröffnen mit Kanonen- und Musketenschüssen den Klostermarkt..Auf dem alten
Friedhof und dem Adolf-Hueg-Wall werden Schießvorführungen dargebracht.
Im Lager der Landknechte können sich interessierte Besucher über die damaligen Waffen und Lebensbedingungen erkundigen und viel über die Geschichte Northeims im Dreißigjährigen Krieg erfahren.
Jedoch sind die Akteure nicht nur in Northeim unterwegs. Vom Auftritt bei Geburtstagsfeiern und Hochzeiten, über Dorf- und Stadtfeste bis hin zu Großveranstalltungen konnte man die Northeimer Landsknechte e.V. bei der Ausübung ihres "Kriegshandwerkes" bewundern.
Sie traten dei der Expo2000 auf, kämpften auf der Festung Königstein und waren Darsteller in Wittstock, Meppen, Dürenund Kulmbach - um nur eineige große Events zu
nennen.
(Zu erwähnen wären eventuell noch die Auftritte in der dreiteiligen ZDF-Doku: Mit Gottes Segen in die Hölle: Der Dreissigjährige Krieg. *anm. M. Riedel)
Aber auch hier in der Umb´gebung werden sie gerne zur Bereicherung vom Mittelaltermärkten gebucht, wei zum Beispiel in Einbeck, Bad Harzburg und Seesen.
Seit nunmehr 25 Jahren besteht der familienfreundliche Verein. Für die Northeimer Landsknechte e.V. Grund genug sich den Northeimer Bürgern am 22. Juni 2024 mit ihrem Zeltlager auf dem Northeimer Münsterplatz zu präsentieren. Auch Handwerker wie Hermann der Schneider, Wolfgang der Zinngießer, Inga die Lederin, Ernst der Drechsler und Petra die Spinnerin werden ihre Waren feilbieten.
Jeder Interessierte ist herzlich eingeladen sie dort zu besuchen um das Leben der Handwerker, Landsknechte, Marketenderinnen und Kanoniere kennenzulernen.
Text: Thomas Kopp, Hauptmann
Es ist etwas länger.
Fünfundsiebzig Jahre noch und es wird ein Jahrhundert vergangen sein, seit wir an diesem Ort einen neuen Verein gründeten, welcher dem Zusammenhalt sein Dasein verdankt und welcher auf den Grundsatz vereidigt ist, dass alle Mitglieder als Gleiche erschaffen werden.
Danke Abraham!
Ein Anfang ist immer holprig.
Zu Beginn waren viele Ideen vorhanden, doch keine Mittel.
Unser erstes „Zelt“ war ein Gartenpavillon der auf Zelt und alt getrimmt war. Der war jedoch das erste was ersetzt wurde sobald dies möglich war.
Mittelalterliche Kleidung, bzw. aus der ausgehenden Renaissance bis frühen Barock, konnte nicht einfach über Internetseiten bestellt werden. Man musste sie
selbst herstellen oder jemanden kennen der dies konnte. Teilweise wurden auch Kleidungsstücke umgeschneidert.
Manche alten Handwerkstraditionen mussten erlernt werden. Die ersten selbstgemachten Bandoliers wurden gebeizt. Das färbte jedoch ab und so wurde später das Leder geölt und in der Sonne liegen lassen bis es Braun wurde. Man muss es nur wissen.
Die erste Fahne wurde von mir mit Textilfarbe auf Seide gemalt. Nach dem ersten Auftritt hatte meine Mutter sie gewaschen. Jedoch
mit zu scharfen Waschmittel und sie kam durchlöchert heraus. Ich finde sie heute noch klasse… wie direkt aus der Schlacht!
Sämtliche Ausstattung des Lagers wurde selbst gemacht und zwar so das man es so klein wie möglich zusammenklappen oder auseinandernehmen kann. Der erste Anhänger war ja nur so ein kleiner „Klaufix“
von Obi. Da musste das ganze Lager reinpassen, samt Zelten, Ausrüstung und Kanone.
Apropos Kanone. Zumindest die Vereinseigene sollte auch nicht zu riesig sein. Und auch die gibt es normalerweise nicht im Versandhandel. Sämtliche „Schusswaffen“ (Es sind keine Waffen!) werden zu Großteil selbst hergestellt. Selbst die Läufe, sollte man nicht zufällig passende bekommen, die dann staatlich Beschossen werden.
Sogar ein kleiner Planwagen wurde aus einem alten Leiterwagen gebaut. Alles in Gemeinschaftsarbeit.
Wenn man irgendwann alles für ein Lager hat stellt sich irgendwann die Frage nach dem Schlafen. In den vereinseigenen Zelten ist der Platz doch recht beschränkt. Also heißt es entweder im Auto
übernachten oder selbst ein Zelt besorgen.
Und wenn man dann alles zusammen hat geht es erst richtig los. Alles verstauen und bereit auf Anreise. Bei der Ankunft stellt
sich dann die Frage wer ist der Verantwortliche, wo kommt das Lager hin, wo gibt es Brennholz und eventuell Stroh. Und der Aufbau beginnt.
Es ist jetzt nicht so wie bei modernen Zelten wo man in zwei Minuten alleine das Zelt aufstellt. Man sollte pro Zelt schon mit mindestens zwei, miteinander eingespielte, Personen rechnen. Und dann
dauert es auch noch seine Zeit. Eventuell kümmert sich nebenbei schon jemand um die Feuerstelle und fängt mit Glück schon an zu kochen. Eventuell muss aber erst noch Holz gehackt werden. Ist ja kein
E-Herd.
Eventuell gibt es auch schon am Anreisetag den ersten Auftritt oder einen Umzug. Also „schnell“ umgezogen und los. Dann kommt man kaputt ins Lager und bekommt mit Glück auch etwas zu Essen. Danach
geht´s meist wieder los. In den Pausen muss jedoch auch noch die Schlafstätte gemacht werden. Und zwischen möglichen Fragen von Besuchern hat man auch mal Zeit sich hinzusetzen und etwas zu trinken.
Das sind dann die Momente in denen man von Besuchern gesehen wird. Man sitzt nur herum und trinkt!
Gegen Abend dann kann man es sich am Feuer gemütlich machen. Man quatscht und singt eventuell mit den Anderen. Irgendwann ruft einen die Bettstatt. Doch Moment! Wer macht eigentlich von wann bis wann die Lagerwache? Denn sowohl das Pulver sollte nicht unbeaufsichtigt sein als auch das Feuer sollte nicht ausgehen. Morgens soll es ja gleich Rührei oder etwas in der Art geben. Natürlich bekommt man eine Wache so zwischen 2:00 und 5:00 Uhr Morgens. Man krabbelt ins Bett und versucht zu schlafen. Geht aber nicht da überall noch Party gemacht wird. Gegen 1:00 Uhr wird der Markt dann beendet und wenn man Glück hat ist nach einer halben bis einer Stunde auch der Letzte gegangen. Dann wird man jedoch schon wieder zur Wache geschickt. Es ist nichts los! Totenstille! Wenn man Glück hat kommt mal ein Wachdienst vorbei, der jedoch auch bald wieder weiter muss. Man geht zigmal auf und ab. Kontrolliert die Verspannung der Zelte und irgendwann, nach einer kaugummiartigen Zeit weckt man die nächste Wache. Und wenn man Glück hat steht er auch auf und man kann sich hinlegen. Für eine Stunde! Dann gibt´s ja auch bald Frühstück. Außer man möchte die kalten Reste aus der ausgekratzten Pfanne haben.
Den nächsten Tag geht es so weiter. Umzug, Vorführung, Fragen beantworten, kurz hinsetzen (Aber nicht zu lange sonst fallen einem die Augen zu).
Dann heißt es irgendwann Abbau. Jetzt aber zügig! Alles wird so schnell wie möglich abgebaut und zusammengelegt während parallel der Wagen beladen wird. Alles muss so schnell wie möglich gehen, denn es muss ja schnell auf die Bahn gehen damit nicht im dunkeln gefahren werden muss. Es klappt alles. Alles ist verstaut und man hat sich von dem Organisator und Bekannten auf dem Markt verabschiedet. Doch man kann nicht los! Irgendein Beschicker ist gerade am Abbau und hat alles in den Weg gelegt. Zu finden ist er gerade nicht. Wahrscheinlich irgendwo beim Essen, denn er hat es nicht eilig, fährt er doch erst am nächsten Tag. Nachdem auch diese Hürde irgendwann genommen wurde geht es auf den Rückweg. Der Führungswagen dem alle folgen kennt eine tolle Abkürzung bei der wir nur anderthalb Stunden verlieren. Dann… endlich zu Hause! Nur noch ins Bett fallen. Doch an nächsten Tag geht es früh wieder raus. Wagen ausladen, Klamotten säubern und die Waffen reinigen. Die Schwarzpulverrückstände lassen die Waffen sonst schneller rosten wie einen Fiat.
Anstrengend nicht?
Aber das war wenn es alles halbwegs glatt läuft.
Auftritte im Regen sind besonders schön. Am besten springen zum Aufbau erst mal zwei raus die die ersten Zelte aufbauen und der Rest verzieht sich dort gleich rein. Der Rest wird abwechselnd aufgebaut. Es soll ja jeder was von haben und am Ende sind alle gleich durchnässt und frieren.Am besten steht das Lager noch leicht abschüssig. Damit 50 Liter die Stunde, trotz Graben um das Zelt, auf der einen Seite rein und 25 Liter auf der anderen Seite herauslaufen. Der Rest verteilt sich irgendwie in den ganzen Klamotten. In Wittstock musste Günter einmal seine Muskete am Lagerfeuer trocken da sie so aufgequollen war und der Ladestock festsaß. Wobei oft an Schießen nicht zu denken ist da das Pulver zu feucht wird oder es so schüttet das es einem förmlich das Pulver von der Pfanne spült. Doch selbst bei so einer Situation konnten wir in Wernigerode mit den Kanonen von Schloss runter den Markt eröffnen. Einer hat geladen und der andere hat versucht den Regen mit den Hüten abzuhalten. Beim Zünden genauso.
Auch nett ist wenn das gesamte Lager bestellt wird das schon mal ein halbes Fußballfeld belegen kann (auf dem Klostermarkt ist nie das komplette Lager) und man ankommt und alles auf einer Fläche von 10x10 Metern aufbauen soll. Aber… auch nicht auf den Rasen und zwischen die Pflastersteine dürfen keine Schrauben. Auch dürfen keine Steine angehoben werden und Feuerholz gibt es nicht.
Oder wie 2001, auf dem Tag der Niedersachsen und direkt auf meinem Geburtstag, als in der Nacht unser Lager überfallen wurde und
meine Mutter von Jugendlichen mit dem Messer bedroht wurde. Am Ende hatte ich mehrere geprellte Rippen und Abdrücke von Springerstiefeln über den Oberkörper verteilt. Doch das war es beim Anblick der
Beamten später fast wert. Hatten sie doch noch nie einen Landsknecht (nicht ich) gesehen der in Unterhose und Gummistiefeln (es hatte auch geschüttet), bewaffnet mit einem Cola-Container erst mal auf
der Suche nach den Angreifern war. Später suchte er noch eine Anette, sie jedoch wohl nicht ihn.
Aber das lohnt sich doch!
Kleinere Auftritte laufen mit den Fahrtkosten etwa gleich null.
Größere Auftritte werfen normalerweise auch mehr ab. Doch wenn man dort nach einem Fahrtkostenzuschuss fragt bekommt man fast immer zu hören dass diese nicht bezahlt werden. Da keiner einen Großraumbus besitzt und mit mehreren PKW angefahren wird relativieren sich die Einnahmen ganz schnell wieder.
Wenn man dann neue Anschaffungen tätigen will, oder muss, hat man schnell wieder eine Nullnummer.
Dabei sind noch keine „Stundenlöhne“ berücksichtigt oder ausgaben für die persönliche Ausrüstung.
Wenn manch einer glaubt mit so was könne man Geld verdienen der irrt gewaltig.
Und das Fazit?
Es lohnt sich doch!
Es ist wie mit der Lehrzeit oder der Bundeswehr.
Das zu der Zeit so besch...eiden schien wird mit der Zeit verklärt und es war super wie man dort kaputt, komplett durchnässt, mitten in der Nacht im Zelteingang gesessen war und hat einfach in die
regnerische Nacht gestarrt. Wenn sich dann noch ein Zweiter dazu gesellt hatte, eventuell mit einem Glas Met, und man hat zusammen ganz laut geschwiegen...